Das Sehvermögen von Wildtieren

 

Verschiedene Wildarten verfügen über unterschiedliche Sehfähigkeiten, was sich vor allem durch unterschiedlich starke Empfindlichkeiten für bestimmte Farbspektren und den Bereich des Scharfsehens äußert. Nachfolgend informieren wir Sie über den Gesichtssinn der beiden am häufigsten bejagten Wildarten im deutschsprachigen Raum, die Hirschartigen (Rehwild, Rotwild und Damwild) und das Schwarzwild.

 

Die Augen der Hirschartigen verfügen über zwei unterschiedliche Arten von Seh-Zapfen, die als Rezeptoren für die kurzwelligen Farben blau und grün dienen. Der Mensch hingegen verfügt zusätzlich über eine dritte Form von Zapfen, die es ermöglichen Rot und dadurch ein breiteres und langwelligeres Farbspektrum zu erkennen.

 

Den Hirschartigen fehlen diese Zapfen, weshalb sie nur über eine geringe Empfindlichkeit im langwelligen Farbspektrum verfügen. Das bedeutet, dass Hirschartige Farben ab einer Wellenlänge von 605 Nanometern nicht mehr unterscheiden können und diese sich mit Grün-, Gelb-, Rot- und Brauntönen zu einem schwachen Gelbton vermischen.

 

Weiterhin verfügen Hirschartige nicht über die UV-Filter, wie das menschliche Auge sie hat. Sie haben dadurch eine Überempfindlichkeit gegenüber den kurzwelligen Farbspektren, also Lila-, Blau- und Grüntönen mit einem Blauanteil. Das hat zur Folge, dass diese Farben von Hirschartigen als hell leuchtend wahrgenommen werden, ähnlich den Neonfarben für das menschliche Auge. Dieser Effekt wird oft zusätzlich durch UV-Zusätze in den Farben oder Waschmitteln, welche für die Leuchtkraft der Wäsche sorgen sollen, verstärkt. Bei schlechten Lichtverhältnissen sehen sowohl Hirschartige als auch Menschen in Schwarz-Weiß-Grau-Tönen, wofür die Sehstäbchen unter anderem verantwortlich sind. Die Überempfindlichkeit im kurzwelligen Farbspektrum, durch die Absenz eines UV-Filters, und die große Zahl an Sehstäbchen, sorgt bei den Hirschartigen jedoch auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch für eine dem Menschen überlegene Sehkraft. (vgl. von Besser (1993) How Game Animals See & Smell)

 

Schwarzwild verfügt ebenfalls nur über zwei Arten von Zapfen mit denen Blau- und Grüntöne wahrgenommen werden können. Dafür haben sie mehr Stäbchen, welche dafür verantwortlich sind, zwischen Hell und Dunkel zu unterscheiden, aber nur Schwarz-Weiß-Grau-Töne verarbeiten. Somit sehen sie in der Dämmerung besser als der Mensch, können aber nicht so gut zwischen hellen und dunklen Farben unterscheiden. Die höchste Empfindlichkeit, liegt im Farbspektrum zwischen 439 nm und 556 nm (vgl. Neitz, & Jacobs (1989) Visual sensitivity of cones in an ungulate. Visual Neuroscience, 2. Auflage), also Blau- bis Grüntöne. Die Überempfindlichkeit bei Blau- und Ultravioletttönen, aufgrund der fehlenden UV-Filter (vgl. Dr. Windowski via Gilbert Hollis, Extension Swine Specialist, University of Illinois, Department of Animal Science), wie die Hirschartigen, haben Schweine aber nicht. Durch die Anordnung der Augen an der Seite des Kopfes haben Schweine zwar ein Sichtfeld von ca. 310°, können aber nur bedingt tiefenscharf sehen. Der Bereich in dem Schweine binokulare Sicht haben, also fokussieren und somit scharf sehen können, beträgt lediglich ca. 35° - 50° nach vorne (vgl. Dalmau, Llonch, Veladre (2009) Pig Vision and Management / Handling). Durch diese Einschränkung sind Wildschweine extrem sensibel gegenüber Bewegungen und starken Veränderungen im Kontrast (Erfahrungswerte).

 

 

Praxistipps:

  • Verzichten Sie bei Drückjagden auf Verkehrswarnwesten mit Reflektoren als Signalkleidung!
  • Achten Sie darauf für Ihre Jagdbekleidung Waschmittel ohne UV-Aufheller zu verwenden!

 

Das BFL-Team wünscht Ihnen allzeit Waidmannsheil!